DAS NEUE YPS – FÜR KINDER ZWISCHEN 30 UND 45

Junggebliebene will das neue YPS-Magazin ansprechen. Und erzeugt damit gemischte Gefühle. Zunächst: auch ich gehöre zu dem „exklusiven“ Club der zwischen 1967 und 1982 geborenen Personen. Für diese Generation wurden bereits verschiedene Schubladen gefunden. „Generation Golf“, „Digital Natives“, alles passt irgendwie ein bisschen, und in den zahlreichen Beschreibungen findet sich jeder ein wenig wieder.

Was viele Leute in meinem Alter zur Zeit verbindet, ist eine als RETRO bezeichnete Nostalgiehaltung, die sich voll und ganz Trivialitäten wie dem als Kind genutzten Spielzeug, vor dreißig Jahren produzierten Fernsehserien oder eben dem YPS-Magazin widmet.

„Früher war alles besser“ – dieser Satz wird bereits seit Generationen gern gebracht. Unsere Großeltern und Eltern verbanden damit meist Dinge wie Zusammenhalt, Familien oder gesellschaftliche Sachverhalte. Wir nutzen ihn, um damit auszudrücken, dass „Knight Rider“ den Höhepunkt in der Evolution der Vorabendserien charakterisiert.

Es ist modern und chic, im Freundeskreis als ein klein wenig „nerdy“ zu gelten. Und während diejenigen, die ihre Schulzeit wirklich als pummelige Computerfreaks verbracht haben, heimlich immer die fußballspielenden Jungs mit Mofa und fester Freundin beneideten, ziehen diese sich heute A-Team- oder Atari-T-Shirts an und quatschen auf Partys gern über alte Hallo-Spencer-Folgen oder He-Man. Mit den damaligen festen Freundinnen – stilecht mit Kinderpony-Frisur, dicker Hornbrille und Teddybären-Girlie-Top.

Ist der Retro-Club vielleicht gar nicht so exklusiv, weil einfach jedes Kind mit He Man gespielt, Knight Rider geguckt und Caprisonne getrunken hat? Ist es überhaupt etwas Besonderes, im Fernsehen das in der Ära gerade aktuelle Programm zu schauen? Reden unsere Kinder 2045 von True Blood als „Retro“?

Wenn man die Retrobrille abnimmt, bleibt das neue YPS als relativ oberflächliches Magazin, das im Stile von Herrenmagazinen wie GQ Technikgadgets oder Autos vergleicht – Zielgruppenbezug wird durch kindliche Formulierungen und Fokus auf die 80er hergestellt.

Hier werden eben nicht teure Uhren, Zigarren oder Nobelkarossen (GQ), sondern günstige USB-Spielereien und Autos wie der Opel Rekord vorgestellt.

Die Comics erzeugen ohne Retrobrille ein kurzes Schmunzeln. Die Uhrzeitkrebse auch, wobei ein damals siebenjähriger Schüler sicherlich mit mehr Spannung seine Nachmittage vor dem Glas verbringen und in das krebstrübe Wasser starren konnte, als ein heute 33-jähriger Berufstätiger.

Das Fazit zur Erstausgabe: Nett gemeint, teilweise nett umgesetzt und – jetzt kann die Retrobrille wieder aufgesetzt werden – mit vielen Erinnerungen vollgestopft. Ob das über mehrere Ausgaben hinweg ausreichen kann, wird sich zeigen.

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