SPIELE-PRESSE: VON MONATSPOWER UND FORMEL-1-PILOTEN

Monatspower! Wie in der letzten Ausgabe angekündigt, startet ab sofort ein kolossales Video Games-Feuerwerk! (…) Die nächste Ausgabe erscheint schon in vier Wochen, denn Video Games kommt ab sofort monatlich!”

Als ich diese Worte las, waren es die ersten Sätze in einem Spielemagazin, welches ich zuvor am Kiosk entdeckt hatte. Das Magazin hieß Video Games und das Jahr war 1992. Ich hatte seit einigen Monaten einen Game Boy und wünschte mir eine von Nintendos neuen Superkonsolen, das Super Nintendo. Das Thema Spielkonsolen war nach langer C64-Phase für mich aktueller und die Video Games war eine komplett auf Konsolenspieler zugeschnittene Zeitschrift. Bis zum bitteren Ende der Video Games im Jahre 2001 kaufte ich jede Ausgabe. Und nicht nur die, in den 90ern las ich ebenfalls die Man!ac, die Amiga Games, die Power Play, die PC Games und später die GameStar regelmäßig. Einige weitere Magazine wurden gelegentlich ebenfalls angeschafft.

Nach der Jahrtausendwende sah der Papierdschungel schon lichter aus. Vom Ausbildungsgehalt konnte ein ISDN-Modem die Welt des Web in mein Zimmer bringen, und in den Folgejahren belegten Papierzeitschriften nur noch kleinere Nischen meiner Aufmerksamkeit. Dennoch las ich sie gelegentlich – wer kann schon einen Monitor mit in die Badewanne nehmen?

Es war die Zeit des Gigahertz-Wettlaufs und von CounterStrike, und alle paar Monate werkelte eine neue Athlon-CPU in meinem case-gemoddeten PC. Ich las  nur noch die GameStar, Konsolen interessierten mich zeitweise kaum. Aber wirklich regelmäßig kaufte ich keine Zeitschrift mehr.

Jahre später zähle ich mit meinen über 30 Jahren zum Schlag “Gamer der ersten Stunde” – und teile mit Altersgenossen das Problem, für Computer- oder Videospiele so wenig Zeit wie nie zuvor zu haben. Beruf und Haushalt sind notwendige, Freunde und Familie schöne Verpflichtungen, die es unmöglich machen, wie in Schulzeiten ganze Nachmittage vor dem Computer zu verdaddeln. Ein ganzes Wochenende für eine LAN-Party zu reservieren – wie ich es in der Ausbildung regelmäßig tat – würde mir nicht mehr in den Sinn kommen.

Demgegenüber steht eine Unzahl internetfähiger Geräte, die mich den ganzen Tag umgeben. Berufsbedingt mit einer gewissen Web-Affinität ausgestattet, ist im Grunde rund um die Uhr ein “Device” in Griffreichweite, um alle notwendigen Informationen aus dem Web zu ziehen.

Und obwohl ich weniger spiele als je zuvor, so interessieren mich dennoch regelmäßige News und gut recherchierte Artikel zum Thema . Seit einigen Jahren flattert wieder regelmäßig ein Papiermagazin ins Haus. Die M! Games, vormals Man!ac und damit als eines der wenigen Magazine seit 20 Jahren auf dem Markt. Und weil kurze Tests und Notenvergabe für Spiele im in der Regel aktuelleren Internet kaum noch die Anschaffung eines Hefts rechtfertigen, liefern Oliver Schultes und seine Redakteure einen recht großen Anteil an Reportagen, Blicken hinter die Kulissen, Interviews, Messeberichten und dergleichen. Es haben nicht viele Hefte von damals geschafft, in der digitalen Zeit weiter zu bestehen. Die M! Games hat es definitiv verdient. Ich lese das Heft gern, wenn ich nicht nach bestimmten Inhalten suche, sondern einfach auf dem Sofa oder in der oben genannten Badewanne etwas zum Blättern haben möchte.

Tests, Videos und brandaktuelle Meinungen finde ich auf GamersGlobal, dem großen Spieleportal von Jörg Langer. Wie Man!ac-Gründer Winnie Forster zählt auch er zu den Spieleschreibern der ersten Stunde. Überhaupt ist der Spielejournalismus so etwas wie die Formel 1: Über lange Jahre begegnen einem immer wieder die gleichen Gesichter, die ab und an die Redaktionen oder Medien wechseln. Heinrich Lenhardt, Martin Gaksch, Anatol Locker, Mick Schnelle und weitere sollten jedem bekannt sein, der in den letzten 20 Jahren einmel ein PC- oder Videospiele-Magazin aufgeschlagen hat. Das erzeugt Vertrautheit und ein wohliges Retro-Gefühl.

Wer eine der beiden – das Portal GamersGlobal oder die Zeitschrift M! Games – noch nicht kennt, dem sei es ans Herz gelegt, mal hineinzuschauen.

GamersGlobal gibt es hier, M! Games am Kiosk – und Infos hier.

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