Seit der Ankündigung von Apple, auf eigene, ARM-basierte Prozessoren umzusteigen, diskutiert die Technik-Szene verschiedenste Aspekte dazu. Eine spannende und vielgestellte Frage ist: Wird Gaming seinen Weg auf dem Mac finden? Wobei das nicht ganz korrekt ist, es gibt ja durchaus Spiele auf dem Mac – Blizzards World of Warcraft oder Warcraft 3 Reforged, (fast alle) Vertreter der Total War-Serie oder sogar Apple-Exklusivtitel wie das im Arcade-Abo enthaltene Oceanhorn 2.
Gleichzeitig ist der Mac trotzdem kaum (gar nicht?) relevant für die Gamingszene. Die besteht in wenigen Worten zusammengefasst aus Konsolen wie Xbox oder Playstation, der Nintendo Switch, der weiten Feld des PC-Gamings inklusive AMD/Nvidia-Grafikkarten, der Selbstbau-oder Casemoddingszene, dem weiten Feld eSports mit Sponsoren und Wettkämpfen aber auch aus Events wie der Gamescom oder E3 mitsamt lebendiger Cosplay-Szene, aus unzähligen Youtubern, Let’s Playern oder ganzen Streamingsendern wie Rocketbeans TV.
Gaming ist eine eigene Szene, eine eigene Welt. Und die besteht aus weit mehr als der nächsten Plattform, auf der (auch) Spiele laufen, oder die in Benchmarks etwas besser abschneidet. Und die Technik hinter dieser Szene ist klassisch belegt durch die aufgezählten Plattformen: Konsolen und (Windows)-PC. Moment… eine haben wir vergessen, und so kommt Apple doch ins Spiel: Mobilgaming. Seit Jahren verschiebt sich das große Geld vom stationären in den Mobilbereich, und Publisher merken das natürlich. Längst sind alle großen Marken im Mobilsektor vertreten und es ist nicht abzusehen, dass der Trend abflauen wird. Fortritte, Minecraft, Brawl Stars oder Candy Crash Saga: auch das ist Gaming, auch hier existiert ein riesiger Markt – trotz manchmal abfälligem Naserümpfen von „Core-Gamern“ – zumal schon vor Jahren festgestellt wurde dass das eine das andere mitnichten ausschließt…
Was wissen wir denn bereits über Apple Silicon? Naja, die Grafikleistung von aktuellen Vertretern der Apple-CPUs – vorwiegend aus den iPad Pros – ist durchaus auf einem hohen Niveau: der Geekbench 5 bescheinigt dem A12x-Prozessor eine etwa doppelt so hohe Grafikleistung wie die Iris Plus-Grafikchips in den aktuellen 13-Zoll MacBooks sie mitbringt. Das dürfte mit Abstrichen schon heute für so manches Spiel reichen, wie Apple selbst auch stolz demonstriert und auf dem A12x aus dem Developerkit Shadow of the Tomb Raider laufen lässt. Klar, nicht in 4K mit Ultra-Settings, aber seien wir ehrlich, das Nutzen auch viele Konsolen- oder PC-Gamer mangels High-End-GPU nicht aus. Man muss natürlich sagen, dass der Benchmark diese Ergebnisse dank Metal-Optimierung bringt – Apples eigener Grafikschnittstelle. Und das bringt uns zum nächsten Gedanken.
Spieleentwicklung ist teuer. Dauert lange. Ein Studio oder Publisher überlegt sich gut, ob für eine bestimmte Plattform entwickelt wird. Gaming unter Xbox und Windows bzw. der Playstation decken einen großen Teil des stationären, für AAA-Titel relevanten, Markts ab. Hier ist die Chance auf eine Refinanzierung der Kosten am größten. Schon Nintendos Switch ist manchmal zu unbedeutend für eine Umsetzung.
Apple ist im Gamingsektor kein Name mit Bedeutung. Zumindest nicht im stationären High-End-, oder um es zu schreiben, „Core-„Gaming. Arcadespiele und Umsetzungen von Mobiltiteln sind die eine Sache, aber von der schieren Menge an solchen Games im iOS-Store sind 99% ewig gleiche Pay-to-Win-Gelddruckmaschinen. Die wenigsten davon erfolgreich. Der Umsatz ist riesig, und er verteilt sich auf eine Handvoll große Marken wie Clash Royale oder Brawl Stars. Umsetzungen solcher Titel, die für die 5-Minuten-Pause an der der Bushaltestelle gemacht sind, können nicht das sein, was Gaming zum Mac bringt. Gleichzeitig führt der große Umsatz im Mobilbereich aber dazu, dass Publisher dort ihre Prioritäten sehen. Vielleicht ist dir Branche – mit oder ohne Apple – gerade in einem Wandel und Apple kommt zur richtigen Zeit, um eine Plattform zu bieten, die hochwertige Spiele sowohl für Desktop als auch Mobilgeräte möglich macht. Gleichzeitig müssen sie aber aufpassen, es nicht zu versauen: Epic Games, Anbieter einer der derzeit wichtigsten Spielmarken, Fortnite, liegt derzeit mit Apple im Clinch wegen der Entfernung des Spiels aus dem App Store. Der Grund: Geld. Vielleicht ungerechtfertigt, vielleicht nicht – aber sicherlich kein guter Auftakt für Gaming auf dem Mac.