QUO VADIS, WALKING DEAD?

Die zweite Folge nach der Weihnachtspause ist über die Mattscheibe gelaufen und mal wieder stellt sich die Frage: Wo wollen sie denn nur hin, die laufenden Toten und sämtliche Insassen ihres kleinen Universums?

Seit Beginn der dritten Staffel haben sich Stil und Tempo drastisch geändert, zwei parallel erzählte Handlungsstränge und jede Folge bietet genug Action, um ein Staffelende zu markieren. Besonders heiß her ging es zum Midseason Finale, als schließlich Glenn und Maggie vom Governor gefangen genommen werden und sich die beiden Enden der Geschichte endlich treffen.
Nach kurzzeitiger Auflösung des Knotens, zieht das Tempo aber nun noch einmal mehr an. Die gleiche Zuschauerschar, die zwei ganze Staffeln mit unendlicher Langsamkeit vor dem Fernseher gehalten wurde, kommt kaum noch zum durchatmen. Nun führen die „Walking Dead-DDR“ namens Woodbury und unsere allseits bekannten und beliebten Überlebenden, mittlerweile sicher im Gefängnis, Krieg gegeneinander und zu allem Überfluss dreht Rick nach kurzer Klarheit weiterhin durch und Daryl, der letzte brauchbare Mann der Gruppe, zieht mit Merle vereint durch die Wälder.

Der Konflikt, der sich schon seit Beginn der Staffel abzeichnet, besteht nun mehr denn je nur noch aus dem Krieg zwischen den Lebenden. Die Untoten drohen schon lange nur noch in domestizierter Form als Gefahr, entweder jenseits des Gefängniszauns oder mit Halsband als Freizeitunterhaltung in Woodbury.
Die ursprüngliche Waffenverherrlichung der ersten Staffeln, in denen immer betont wurde, wie überlebenswichtig es ist, eine Waffe zu tragen und schießen zu können, artet langsam aber sicher dahingehend aus, dass die größte Bedrohung durch bewaffnete Lebende gegeben ist und das immerwährende Dilemma, wen man mit einer Waffe ausstatten darf und wen nicht.
Und damit ist die Serie plötzlich viel näher am derzeitigen US-Alltag als womöglich geplant. Fragt man einen US-Amerikaner, warum er glaubt, eine Waffe tragen zu müssen, ist die Antwort stets dieselbe, quer durch alle Schichten: „Um mich im Ernstfall verteidigen zu können.“ Gleichzeitig müssen sie aber langsam einsehen, dass fortwährend ein beeindruckend großer Schaden angerichtet wird, dadurch dass eben jeder eine Waffe haben darf und sie dann eben auch benutzt.
In dieser Zwickmühle befindet sich die kleine Walking Dead-Truppe um Rick Grimes nun permanent. Ohne Waffe nicht überlebensfähig, mit eine Bedrohung für die Lebenden. Daher wird die Gruppe auch immer weiter dezimiert, denn obwohl ständig neue Leute ihren Weg kreuzen, sind sie mittlerweile so paranoid, dass sie niemanden mehr zur Gruppe dazu stoßen lassen, obwohl sie, bestehend aus einem Einbeinigen, einem Baby, einem Jungen, ein paar Frauen, Glenn und einem zunehmend Irren, dringendst Verstärkung bräuchten.

Die zweite Folge endet in ziemlichem Durcheinander, die Leute um den Governor greifen das Gefängnis an, im Gefängnis selbst misstraut mittlerweile sowieso fast jeder jedem. Merle und Daryl haben sich zerstritten, kommen dann aber doch gemeinsam zur Hilfe, obwohl Merle eigentlich die meisten im Gefängnis umbringen will und andersherum. Derweil avanciert Andrea zu einer von Dummheit geprägten Anführerin der Woodbury-Bevölkerung, nicht ahnend, dass der Governor auch gegen sie schon den Krieg angezettelt hat. Im Klartext bekämpft nun so ziemlich jeder jeden und die Untoten werden nur noch als Waffe benutzt.

Spannend ist das immer noch allemal, nur katapultieren sich die Drehbuchautoren augenscheinlich zunehmend in eine Ecke, aus der sie so leicht nicht wieder herauskommen dürften, es sei denn mit einer sehr cleveren Wendung oder einer kompletten Neuausrichtung der Serie, für die es aber in Staffel 3 wirklich noch ein bisschen früh sein dürfte. Da sich die Handlung auch inzwischen ziemlich von der der Comics entfernt hat, ist auch noch völlig unklar, ob sie überhaupt auf so lange Zeit angelegt ist, wie die Vorlage vermuten ließ. Doch bei dem Erfolg, den The Walking Dead gerade feiert, dürfte ein Ende der Apokalypse wohl noch in weiter Ferne sein.

Walk on! Wir bleiben gespannt.

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