EINE DJ-GEFÜHRTE REISE DURCH DIE MUSIKWELT

In Frankreich füllen sie bereits seit Jahren die großen Hallen, nun wollen die vier Franzosen von C2C auch den Rest Europas mit Ihrer Musik zum Tanzen bringen.

Als jemand der nicht unbedingt Fan elektrischer Musik ist und auch mit House, Techno und Hip-Hop nicht viel anfangen kann, war ich skeptisch, als mir das DJ-Kollektiv C2C als Geheimtipp und Kassenschlager aus Frankreich empfohlen wurden.

Die vier französischen DJs machen bereits seit 1998 zusammen Musik und doch haben sie erst 2012 ihr Debutalbum „Tetr4“ veröffentlicht. Dass sie in der Zwischenzeit alles andere als untätig waren, zeigt die Tatsache, dass sie von 2003 bis 2006 jedes Jahr die DJ-Weltmeisterschaft des DMC gewonnen haben. Hier sind also Meister ihres Fachs am Werk, die sich bewusst Zeit gelassen haben, um nicht verfrüht irgendwas auf den Markt zu werfen.

Und in noch einem weiteren Punkt unterscheiden die vier sich von anderen DJs. Für das Album wurden nämlich nicht einfach irgendwelche Samples verwendet, sondern C2C ließen jeden einzelnen Soundfetzen nach ihren Wünschen im Studio einspielen. So haben sie bereits vor dem eigentlichen Aufnahmeprozess zahlreiche Streicher-, Bläser-, Gitarren-, Piano- und Gesangsversatzstück konzipiert ohne genau zu wissen, wie das Endergebnis letztendlich sein würde.

Auf ihrem Album vermischen C2C geschickt alte Stile wie Jazz oder Swing mit modernen Elementen, so dass der „Kulturschock“ für Neueinsteiger nicht allzu hoch ist und man immer etwas vertraut klingendes findet. Erfreulicherweise ist die Mischung dabei sehr ausgewogen, sodass sowohl für Elektro- und DJ-Fans etwas dabei ist, als auch für Neulinge des Genres.  Auch wie bei manchen Künstlern üblich, ist die Platte nicht zu basslastig, sodass es einem nach dem Hören nicht noch stundenlang in den Ohren wummert.

Das Niveau des Albums ist durchgehend hoch. Absoluter Ohrwurm neben „Down the Road“ ist allerdings „Happy“. Nicht nur, dass man nach wenigen Sekunden die Füße nicht mehr still halten kann und sofort gute Laune bekommt, man greift auch (sofern man z.B. alleine im Auto unterwegs ist) unweigerlich zum Lautstärkeregler und dreht soweit auf, wie es das eigene Trommelfell hergibt – auch auf die Gefahr hin, dass man an der nächsten roten Ampel böse Blicke der Passanten erntet, die die Musik auch außerhalb des Autos problemlos hören können. Der Versuchung, hier den Repeat-Knopf zu drücken, sollte man (zumindest nach 4-5 Durchläufen des Songs) unbedingt widerstehen, folgen doch noch einige tolle Stücke.

Das Album profitiert sicherlich auch von der Bandbreite an Einflüssen und Inspirationen, die die scheinbar musikalisch sehr umtriebigen Franzosen über die Jahre gesammelt und sehr gut für ihre Zwecke adaptiert haben. Der Anfang von“The Cell“ erinnert etwa an „Princess of China“ von Colplay & Rihanna, bei „Genius“ z.B. kommen Erinnerungen an den Funk eines Lenny Kravitz hoch, „Together“ erinnert an eine der zahlreichen Boybands der 90er-Jahre, gewürzt mit einer Gitarre à la Santana und ein bisschen Rap. „Arcades“ hingegen wartet mit Cembaloklängen auf, die aus einem klassischen Stück von Händel stammen könnten und „Le Banquet“ bringt indische Klänge zum Vorschein, während „Kings Season“ wiederum an die 8-bit Klänge aus frühen Videospielzeiten erinnert. Die Liste ließe sich noch ziemlich lange weiterführen.

Wer also jetzt Lust auf eine von den vier DJs geführte Reise quer durch die Musikwelt bekommen hat, dem sei das Album wärmstens empfohlen. Meine anfängliche Skepsis hat die Band jedenfalls beseitigt. Der Song „Arcades“ ist außerdem aktuell bei iTunes die „Single der Woche“ und kann dort gratis geladen werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Band das Level halten kann und es bis zum nächsten Album nicht wieder 14 Jahre dauern wird. In der Zwischenzeit gibt es ab März die Chance, die Jungs mit ihrer auch visuell sehr unterhaltsamen Show live auf den Bühnen der Republik zu sehen.

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