POWER PLAY – WIEDERGEBURT EINES KULTMAGAZINS

Da tun sich alte Hasen zusammen, um ein Kult-Magazin aus 80ern und 90ern wieder aufleben zu lassen und damit gleichermaßen die aktuelle Zocker-Generation anzusprechen und bei den Altersgenossen warme Kindheitserinnerungen zu erzeugen. Zugute kommt ihnen die seit geraumer Zeit anhaltende Retro-Welle. Alte Konsolen, Filme, Spielzeug und Computer stehen hoch im Kurs, die junge Generation kleidet sich sogar “retro”, mit Atari-Shirts und dicken Hornbrillen, für die sie sich als Kind geschämt hätten. Aber das sind dann sowieso eher diejenigen, die die 90er mit Sport und Mädchen verbracht haben, und sich heute in Geek-Diskussionen mit Themen wie “Ich habe auch mal auf dem Nintendo Fifa-Soccer gespielt” über Wasser halten. Der wahre Geek merkt das sofort…

Der hat als Jugendlicher dann in der Regel auch ASM oder PowerPlay gelesen. Was gab es sonst ernstzunehmendes? Die (heute noch existierende) Gamestar startete erst 1997 – da interessierte sich schon ein “mainstreamigeres” Publikum für Spiele. Die PC Games kam 1992 mit dem Untertitel “Disk’n’Mag” und aufgeklebter Demo-Diskette. Viele fanden das billig… Konsolenmagazine waren oftmals zu kindisch – eine Ausnahme war die ehrwürdige “Video Games”. “Computerbild Spiele”? Allerhöchstens mal wegen der Gratisbeigabe in Form einer Vollversion. Und bei der billig produzierten “Play Time” mit scheiden sich ja sowieso die Geister…

Die neue Power Play ist zunächst ein Experiment. Unter dem Dach der Marke Chip veröffentlicht, kommt sie mit schwerem Karton und Hochglanzseiten – und entsprechendem Preis. Bei ausreichenden Verkaufszahlen “wäre es vorstellbar, so etwas öfter zu machen” – so Heinrich Lenhardt im Editorial.

Lenhardt liefert Kundigen nicht das einzige vertraute Gesicht: Anatol Locker, Jörg Langer, Harald Fränkel, Michael Hengst und andere Spieleveteranen sind ebenfalls an Bord. Beruhigend, dass diese mit ihrem Publikum gealtert sind – wie die jeweiligen Damals-/Heute-Fotovergleiche zeigen.

Inhaltlich liefert die Power Play nicht den befürchteten Retro-Overkill, sondern vermengt aktuelle mit vergangenen Themen. Die Spieleauswahl ist dabei “handverlesen” – anders als monatliche Magazine muss die Redaktion hier ja nicht auf Aktualität achten, sondern bedient sich einfach bei der Créme-de-la-Créme der vergangenen und kommenden Monate. Das ist schön, denn letztlich haben viele Leser heute neben Job und Familie im Jahresverlauf sowieso nur Zeit für eine Handvoll Spiele. Dabei schaffen es Hochglanz-Produktionen wie Assassin’s Creed 3 genauso in die Auswahl wie der Indietitel “Giana Sisters – Twisted Dreams”.

In Tradition des Originalmagazins liefert die Power Play dabei nicht nur reine Spieletests, sondern auch Reportagen und Interviews, z.B. mit den Donots oder Christian Hülsbeck. Ganz ohne Rückblicke kommt die Power Play nicht aus, und das will sie auch nicht. Selbst bei den aktuellen Spieletests ist stets ein Bezug zu alten Zeiten heraus zu lesen. Das passt gut, lediglich die Retro-Spieletests gegen Ende des Magazins wirken etwas wie Füllmaterial – dabei überzeugt ja schon der Rest des Hefts.
Und Trantor ist auch vertreten. Sogar zweimal!

Das Heft erschien bereits im vergangenen November, ist aber im Zeitschriftenhandel noch für 8,90€ zu bekommen.

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