UIUIUI, TIFFY! – 40 JAHRE DEUTSCHE SESAMSTRASSE IN BERLIN

Wer nicht fragt, bleibt dumm. – Mit dieser Gewissheit sind seit 1973 Millionen Kinder in Deutschland aufgewachsen. Und jeder aus unserer Generation kann diese Textzeile singen, diese und auch die davor und danach kommenden. Das hätten sich Komponist Ingfried Hoffmann und Texter Volker Ludwig damals sicher nicht träumen lassen. Ebenso selbstverständlich ist die Frage – hält jemand halbseitig die Jacke auf – ob man ein E kaufen möchte oder das Quietscheentchen in der Badewanne.

Sie hat uns geprägt, abends vor dem Sandmännchen. Beinahe flächendeckend. Bis auf unsere Altersgenossen in Bayern. Dort fand der Bayerische Rundfunk die gezeigten Szenen nämlich zu weit entfernt vom deutschen Kinderalltag. Dabei reiste eigens ein „Muppet-Mensch“ quer durch die Republik, um an den deutschen Alltag angelehnte Figuren für das Hamburger Studio zu kreieren. Samson, Tiffy, Finchen und Co sind nämlich deutscher als Bibo, Kermit und Ernie. Woran genau das festzumachen ist, weiß man nicht so genau. Sehen kann man sie jetzt jedenfalls – leider nicht alle, aber einige – im Filmmuseum in Berlin, das dem Jubiläum der deutschen Sesamstraße eine Ausstellung widmet.

Die Ausstellung jedoch ist gänzlich im Jetzt angesiedelt. Komplett multimedial, sucht man vergebens nach Erläuterungen auf Tafeln und klassischen Kärtchen an der Wand. Bis auf die paar ausgestellten Figuren, die offen gestanden große Anziehungskraft auf zugegeben mittlerweile „große“ Leute haben, besteht die Schau nur aus gepolsterten Sitzgruppen, von denen aus man auf Bildschirme blickt. Sind diese belegt, weiß der Besucher nicht so recht, was er dort soll und die wenigen Szenen-Bilder von Ute, Horst, Manfred und Lilo an der Wand sind schnell angeguckt.

Was es aber zu gucken gibt, sind erwachsene Menschen mit strahlenden Augen, wenn sie die alten Weggefährten in den 70er Jahre Schlaghosen sehen. Und der ein oder andere hätte vermutlich nicht übel Lust gehabt, ein Kind beiseite zu schubsen, um endlich einmal Ernie, Bert oder Grobi auf den Schoß nehmen zu dürfen. Es ist nämlich schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn so ein Finchen plötzlich mit der eigenen Hand im Plüsch zum Leben erwacht und einen ansieht.

Sicher wäre es schöner gewesen, auch Teile des Studioaufbaus zu sehen, aber der – zumindest der gute alte – ist leider 1988 abgebrannt.

Erstaunlich waren auch die anschließenden Reaktionen der Freunde auf die Fotos der Figuren. Nicht nur, dass viel mehr Interesse als sonst an den Ausflugsfotos gezeigt wurde, ganz egal, ob Immobilienhai oder Journalist, Ingenieur oder Mediziner, alle riefen bei jedem Bild gleich: „Oh, da ist Tiffy!“, „Oh, da ist Samson!“. Es gab nicht einen einzigen, der nicht auf Anhieb alle Namen kannte. Aber wir sind ja auch nicht in Bayern ;-)

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